Mit den Musical Gentlemen bin ich schon seit längerer Zeit auf Tour. Wobei Tour es nicht ganz trifft, es sind nur 2-3 Konzerte im Jahr und für alle Beteiligten ist es eher ein Treffen unter Freunden. Die vier Gentlemen sind Kasper Holmboe, Karim Khawatmi, Nico Müller und Stefan Tolnai und werden am Klavier unterstützt von Konstantinos Kalogeropoulus. Als Stargast hatten sie Anja Wenzel dabei und immer darf auch ein regionaler Chor sich am Konzert beteiligen.
Die Lichttechnik muss in einen Kombi passen
Der Auftritt lebt davon, dass es allen Beteiligten Spass macht und sich diese Freude von der Bühne direkt auf das Publikum überspringt. Die Konzerte finden über ganz Deutschland verteilt statt und da für die Lichttechnik nur ein Lichttechniker, also ich, mit einem PKW und etwa 4 Stunden Zeit für Aufbau, Einleuchten und Programmierung eingeplant ist, muss ich meist mit den örtlichen Begebenheiten zu Recht kommen. Meist sind nur ein paar zusätzliche Floorspots oder vier starke LED Moving Washer mit dabei um ein bischen für Stimmungslicht zu sorgen.
Welche Lichttechnik kann Vorort genutzt werden?
Genau diese Bedingungen hatte ich auch vor kurzem in Wernau bei Stuttgart. Auftrittsort war die Stadthalle der Stadt. Auf meine Anfrage, was lichttechnisch vorhanden ist und was man nützen könnte kam die Aussage, dass reichlich Scheinwerfer von Arri, ADB und ENI vor der Bühne und im Bühnenbereich hängen würden und auch vier Moving Heads zur Verfügung ständen. Zudem gäbe es farbige Fluterrampen, um die Bühne einzufärben. Was erst einmal brauchbar klingt stellte sich schon beim Blick auf den Beleuchtungsplan und die DMX-Adressen als mittlere Katastrophe raus. Die vier Moving Heads hingen in etwa 10-15 Meter Entfernung zur Bühne über dem Publikum. Zudem waren es ETC Moving Heads mit 750 Watt Halogenlampe und einem Zoombereich von 15° bis 35°. Es war nicht zu erwarten, dass von diesen Köpfen viel auf der Bühne ankommt (was sich nachher auch bestätigte) und Gobos, Strukturen oder zumindest kräftige Farben konnte ich hier nicht erwarten.
Das Bösen erwachen mit der Lichttechnik Vorort
Vor Ort stellte sich dann auch heraus, dass das gesamte Licht im Saal oder direkt an der Bühnenkante hing. Eine Position für Gegenlichtc oder aus den Gassen heraus gab es schlichtweg gar nicht. So hieß es also das gesamte Weißlicht aus der Front und von den vorderen Beleuchtertürmen zu setzen. Die bunten Fluter funktionierten zu 50% gar nicht und die erzeugte Lichtleistung reichte eigentlich nicht einmal als Notlicht. Und auch die Moving Lights brachten, wie erwartet, keine nennenswerte Lichtleistung und schon gar nicht große farbige Akzente auf die Bühne. Normalerweise wäre guter Rat teuer gewesen und ich hätte versucht mit dem wenigen Equipment aus meinem Kofferraum es irgendwie zu stemmen.
Eurolite LED Umbrella 140 statt Movingheads
Gerettet haben mich die neuen Eurolite LED Umbrella 140. Für diese hab ich kurz vor dem Konzert die Freigabe bekommen, sie einmal auszutesten. Daher hatte ich statt den üblichen Moving Heads oder Floorspots den Kofferraum voll mit 6 Schirmen sowie den dazugehörigen Stativen. Ein Schirm hat im zusammengepackten Zustand mit Zubehör eine Verpackungsgröße von 100 x30x30 Zentimetern. Ausgeklappt hat der Schirm dann einen Durchmesser von 140 Zentimetern. Bei einer sichtbaren Bühnenbreite von 12 Metern genau richtig um 6 Schirme mit etwas Abstand zueinander so zu stellen, dass ein Band aus Schirmen entstand. In der Höhe wurden die Schirme so positioniert, dass sie eine Welle, die nach oben und unten ausschlägt, darstellen. Im Schirm wird eine LED-Einheit aufgesteckt, die den Schirm nach Innen beleuchtet und eine weitere, kleine Lichtquelle die zentral nach vorne leuchtet.
Keine Zeit verlieren beim aufbauen
Ausladen, Aufbau und Anschließen war in etwa 30 Minuten erledigt. Danach habe ich noch etwa 1 Stunde benötigt um mit Beleuchterstangen und viel Klettern das weiße Licht für die Akteure zu setzen. Nach etwa 1 ½ Stunden konnte ich also mit der Programmierung beginnen, die parallel zu den Stellproben und dem Soundcheck stattfindet. Als Pult kam eine GrandMA2 on PC mit Command Wing zum Einsatz. Benötigt wurde auch nur ein DMX Universum und sämtliche Patches waren schon vorgenommen, so dass hier keine Zeit verloren geht.
Und wie waren die Erwartungen an den Umbrella von Eurolite?
Ich hatte natürlich schon klare Vorstellungen, wie die Umbrella wirken würden und was ich mit ihnen anstellen will. Meine Erwartungen wurden aber absolut übertroffen. Schon das statische Stimmungslicht wirkte ganz besonders. Die Schirme erzeugten mehr Lichtleistung, als ich eigentlich erwartet habe und durch ihre dreidimensionale Form bekam auch das Licht eine faszinierende Gestalt. Richtig krass wurde es aber, als ich die einzelnen Segmente in verschiedenen Farben ansteuerte oder Farbeffekte auf die Segmente gab. Die Farb- und Schatten-Spiele im Inneren waren wirklich faszinierend und bei manchen Einstellungen konnte man meinen, die Schirme drehen sich oder schwenken hin und her. Ich musste mich zusammenreißen und das Programm durchzuarbeiten, den der Einlass kam näher und näher. So erstellte ich meine benötigten Stimmungen, was auch sehr schnell von der Hand ging und am Schluss mir eben doch noch über eine Stunde blieb um die Stimmungen zu optimieren und auch mit den Schirmen zu spielen.
Wie kam das Lichtdesign bei den Zuschauern an?
Das Konzert war ein voller Erfolg. Die Akteure und das Publikum waren gut drauf und die Schirme schufen ein wunderbares Stimmungslicht. Sowohl poppige Songs als auch traurige Balladen oder düstere Szenen ließen sich wunderbar realisieren und das Stimmungslicht der Schirme setzte sich jederzeit auch gegen das weiße Frontlicht durch. Mit so geringem Aufwand konnte ich noch nie einen solch genialen Effekt erzeugen und auch die Bilder und Videos, die an dem Abend entstanden sprechen für sich. Nach dem Konzert dauerte der Abbau eine halbe Stunde, ich war also noch vor den Künstlern, die gerade ihre Autogrammstunde hatten, fertig.