Audio Mischpult: Das Behringer Xenyx UFX1604 im Test

Behringer Xenyx UFX 1604 im Test

Im stage223 Testbericht beschreibt Markus Kafurke seine Eindrücke und Erfahrungen zum Behringer Xenyx UFX1604 Audiomischpult.

Erster Eindruck

Der Mixer ist recht schick und übersichtlich. Das Gehäuse ist aus stabilem Blech gefertigt, die Anschlüsse sind anständig und robust ausgeführt. Die beiden Seitenflanken rechts und links sind mit einer Kunststoffblende in metallic-rot versehen. Die allesamt gekapselten Drehregler lassen sich definiert und weich einstellen und haben teilweise Mittenrastung, wo sinnvoll. Alle Fader sind 100 mm lang und mit silbernen Faderkappen ausgerüstet. Das sieht zwar schick aus, ist in der Praxis bei schlechten Lichtverhältnissen aber etwas unglücklich. Die Fader lassen sich extrem leicht bewegen, einmal kräftig gepustet, und ein Fader bewegt sich bis zu einem Zentimeter. Da kann man leicht mal mit dem Ärmel oder Gürtel etwas verstellen. Hier wäre es besser gewesen, eine ähnlich gute Dämpfung wie in den Drehreglern einzubauen.

auf einem Blick

  • 8 Monokanäle mit semiparametrischem EQ und 1-Knopf-Kompressor
  • 4 Stereokanäle mit 4 Band EQ (Festfrequenzen)
  • 2 Auxwege
  • 2 integrierte Digitale Effektgeräte mit TAP-Funktion, FX-Wege können auch als zusätzliche Aux genutzt werden
  • PFL und Solo-in-place
  • Integrierter USB-Recorder/Player
  • Firewire und USB zur Nutzung als Soundinterface an MAC/PC sowie Direktaufnahme auf USB
  • Phantomspeisung +48 Volt je Monokanal separat schaltbar
  • Low-Cut je Monokanal
  • Kanäle 1 & 2 Hi-Z-fähig
  • Talkback-Sektion mit integr. Mikrofon, routbar auf Summe, Aux und Control Room
  • Control Room Output
Das Behringer Mischpult in der Übersicht, Foto: Patti Kafurke, PattiArts
Das Behringer Mischpult in der Übersicht, Foto: Patti Kafurke, PattiArts

Mono- Eingänge

Die Eingänge 1-8 sind Mono und mit XLR, Klinke (beides symmetrisch) sowie Insert ausgestattet. Jeder Monoeingang verfügt über einen eigenen Kompressor, der über einen einfachen Drehregler gesteuert wird. Der Kompressor macht, was er soll, man darf aber aufgrund der nicht vorhandenen Eingriffsmöglichkeiten keine Wunder erwarten. Aber selbst dieser einfache Kompressor ist besser als keiner. Ebenso vorhanden sind ein Gain-Regler, eine +48 Volt Phantomspeisung, ein LowCut (80 Hz) sowie ein Pre/Post Schalter für die Firewire/USB-Schnittstelle, dazu später mehr. Zusätzlich kann man in den Kanälen 1 & 2 für den Line-Eingang hochohmige Quellen (High-Z) anschließen, hierfür gibt es einen separaten Wahlschalter. Natürlich gibt es einen Solo-Taster sowie eine Mute-Funktion, dazu später mehr Infos.

Bei Mikrofonen mit einem sehr geringen Ausgangspegel muss man den Gain schon recht weit aufreißen, dann kommt man schon in den Bereich, in dem man Rauschen wahrnimmt, ansonsten rauschen die Vorverstärker wirklich wenig.

Stereo- Eingänge

Die Eingänge 9-16 sind Stereo-Eingänge und mit Klinkenbuchsen (symmetrisch) bestückt. Der EQ ist ebenfalls 4-bandig mit festen Frequenzen. Auch hier ist wählbar, ob die USB-/Firewirezuordnung pre oder post abgegriffen werden soll, zusätzlich bieten die Kanäle 13 – 16 die Möglichkeit, die USB-/Firewire-Spuren 1/2 bzw. 3/4 als Returns auf die Kanäle zu legen. Praktisch, wenn man bei einer Recording-Session direkt auf Festplatte aufnimmt und „mal eben“ etwas abhören möchte.

Equalizer

Der Equalizer in den Monokanälen ist 4-bandig ausgelegt und 2-fach semiparametrisch. Absenkung/Abhebung jeweils 15 (dB?). Low setzt fest bei 80 Hz an, Low-Mid ist frequenzvariabel von 100 – 2000 Hz, Mid-High von 400 bis 8000 Hz und High fest bei 15 kHz. In den Stereokanälen ist der EQ mit mit 4 eingestellten Frequenzen versehen: 80 Hz, 300 Hz, 3 kHz und 12 kHz.

Der EQ klingt recht britisch und arbeitet präzise. Er kann je Kanal abgeschaltet werden, bietet jedoch keine Möglichkeit, den Q-Faktor (Frequenzbreite) zu ändern. Das ist aber eh erst in der Oberklasse Usus.

Aux- und Effektwege

Es stehen in allen Kanälen 2 separate Auxwege zur Verfügung, die leider nur zentral von pre- auf postfader umgeschaltet werden können. Die Aux-Send-Ausgänge sind Klinke (symmetrisch). Die Aux-Returns sind jeweils Stereo ausgelegt und ebenfalls in Klinke.

FX1 und FX2 könnenvon allen Inputs auf die beiden internen Digitaleffektgeräte geroutet, aber auch extern verarbeitet werden. Anschlusstechnisch wie bei den Aux 1 & 2. Die Effekte sind brauchbar, teilweise Tap-fähig, aber nicht preisverdächtig. Pfiffig ist gelöst, dass man bei nicht Tap-fähigen Effekten die TAP-Taste quasi als Shift verwendet, um den Drehregler zum Einstellen weiterer Parameter zu verwenden. FX 4 kann per Schalter auf Aux 1 gerutet werden, somit bekommen die Musiker auf Wunsch diesen Effektweg auf den Monitor. Ebenfalls lässt sich FX4 Return auf den FX 4 Send routen, warum, weiß wohl nur Behringer…

Routing, Foto: Patti Kafurke, PattiArts
Routing, Foto: Patti Kafurke, PattiArts
FX Sektion, Foto: Patti Kafurke, PattiArts
FX Sektion, Foto: Patti Kafurke, PattiArts

Mute

Ein Kanal, der gemutet wurde, wird vom Master genommen. In dem Moment wird er aber post-Fader und Panorama-abhängig auf die Alternativen Ausgänge Alt 1 & 2 geroutet. Alt 1 & 2 können per Schalter wieder auf den Master geroutet werden, somit kann man sich rudimentäre Subgruppen schaffen. Da diese aber nur über einen Drehregler in der Lautstärke angepasst werden können, ist das eher als Notlösung zu betrachten.

PFL/Solo

Zum Vorhören kann man zentral wählen, ob man ein echtes Pre-Fader-Listening haben möchte, oder lieber Solo-in-Place. Ersteres legt die angewählten Kanäle vor dem Fader und dem Panorama auf den Kopförer, als Mono-Signal, entsprechend ist nur die linke LED-Kette aktiv. Solo-in-Place dagegen erzeugt ein Stereosignal nach Panorama und Fader und verwendet die LED-Aussteuerungsanzeige dann auch Stereo. Das kann auf der Bühne sinnvoll sein, um z.B. bei der Schlagzeugabnahme die Tom-Mikros schöner im Panorama zu verteilen. Ist also durchaus praktisch, schön, dass man jederzeit umschalten kann.

Control Room

Für den Einsatz im Studio gibt es einen Control Room Ausgang. Auch dieser ist mit Klinke symmetrisch beschaltet. Er lässt sich separat in der Lautstärke regeln und man kann diverse Signale auf diesen Ausgang routen. Leider greift das Routing gleichzeitig auf die beiden Kopfhörerausgänge, ein getrenntes Routing ist nicht möglich.

CD/Tape

An das Pult kann mit Cinchbuchsen ein Aufnahme-/Wiedergabegerät angeschlossen werden, das spart für Zuspieler einen Eingangskanal. Dann hat man aber keinerlei Klangregelung oder Effekte.

USB/Firewire Record & Play

Das Pult kann entweder als externes Soundinterface für einen PC oder MAC verwendet werden, oder per angeschlossenem Datenträger direkt auf diesen aufzeichnen. Die Treiberinstallation verläuft unspektakulär, anschließend hat man ein Programm auf dem Rechner, um die einzelnen Kanäle in der DAW zuweisen zu können. Ist etwas fummelig und benötigt etwas Einarbeitung, aber funktioniert zuverlässig.

Hat man eine USB-Festplatte oder einen USB-Datenstick an das Pult angeschlossen, kann man nach Formatierung des Aufnahmemediums und Einstellung der Samplingrate per Knopfdruck direkt auf das Medium aufnehmen.

Stoppt man die Aufnahme und startet diese erneut, wird ein neuer Ordner auf der Festplatte angelegt und eine komplett neue Aufnahme gestartet. Die Aufnahme direkt auf ein USB-Medium ist also nur für Mitschnitte geeignet. Will man „echte“ Studioarbeit betreiben, muss man das Pult mit einem Rechnersystem koppeln. Dann kann man ja in der DAW resp. Aufnahmesoftware bestimmen, wo aufgenommen werden soll.

Die Bedienung hinsichtlich Formatierung und Samplingrate ist etwas ungeschickt geraten, da dies ausschließlich über die Navigationstasten der Recordersektion gelöst ist. Da muss mann schon mehrere Tasten in der richtigen Reihenfolge drücken. Wenn man das nicht oft macht, sollte man immer der Bedienungsanleitung dabei haben, um nachschlagen zu können.

Mediaanschlüsse, Foto: Patti Kafurke, PattiArts
Mediaanschlüsse, Foto: Patti Kafurke, PattiArts

Jeder Monokanal erzeugt eine einzelne WAV-Datei, die Stereokanäle logischerweise 2. Diese Dateien können dann einfach in die DAW importiert und dort weiterverarbeitet werden. Hierzu dienen dann auch die Wahlschalter in den Eingängen, ob das Signal pre- oder post EQ-/Fader abgegriffen wird. Nicht belegte/verwendete Kanäle werden als WAV-Datei ohne Inhalt aufgezeichnet, man muss also vor einem Konzert genau wissen, ob auf dem Aufnahmemedium genug Speicherplatz vorhanden ist. Außerdem sollte man darauf achten, dass manche externe Festplatten eine integrierte Energiesparfunktion haben und dann meist kurz vor der Aufnahme „einschlafen“. Also, falls möglich, derartige Funktionen in der Festplatte deaktivieren.

Ich selbst habe bei mehreren Clubgigs die Aufnahmefunktion verwendet und bin vom Ergebnis überzeugt. Es ist richtig schön, die einzelnen Signalquellen clean und unabhängig vom FOH-Sound aufzuzeichnen. Das ist ein echter Mehrwert.

Bei der Aufzeichnung können statt der Einzelkanäle 15 & 16 per Druckschalter das Mastersignal auf die FW-/USB-Kanäle 15/16 geschaltet werden, wahlweise pre oder post Fader. Sollte man also den letzten Stereokanal beim Gig nicht nutzen, kann man die Spuren stattdessen für den FOH-Mix verwenden.

Man kann von einem Datenträger aber auch direkt abspielen, man navigiert recht einfach über Track vor und zurück und die Play- und Stoptaste. Die wiederzugebenen Titel müssen in einem bestimmten Format und der richtigen Ordnerstruktur vorliegen. Ferner werden nur Titelnummern, und keine Namen angezeigt. Man muss also genau wissen, welcher Titel welche Nummer hat.

Ich empfehle, als Zuspieler ein Tablet zu verwenden und über den CD/Tape in oder einen der Stereokanäle zu fahren. Die Stereokanäle benötigt man im Livebetrieb eh recht selten für die Künstler.

Fazit

Hinsichtlich des Preises* überzeugt das Mischpult durchaus. Es reicht locker für einen Clubgig mit „kleinem Besteck“ und kann im Projektstudio dank Firewire und USB direkt in alle gängigen DAWs aufnehmen.

Schön ist auch der integrierte USB-Recorder, der einen „cleanen“ Mehrspur-Konzertmittschnitt ermöglicht, den man später in der DAW schön zu einer Live-CD abmischen kann.

Einzige Wermutstropfen sind meines Erachtens die zu leichtgängigen Fader, die silbernen Faderkappen und die wirklich grottige Bedienungsanleitung. OK, das mit den Faderkappen ist nur Kosmetik, aber farblich abgesetzte Faderkappen für Monokanäle, Stereokanäle und den Master (z.B. weiß, blau, rot) wären schöner und übersichtlicher gewesen. Aber solche kann man ja auch günstig „in der Bucht“ kaufen und dann einfach und ohne Werkzeug selbst tauschen.

Klanglich kann man das recht rauscharme Pult als gelungen bezeichnen. Es ist ein solides Werkzeug, das alles mitbringt, um kleinere Veranstaltungen ohne ein Monster-Siderack zu fahren.

Die Bedienung ist für eine tontechnisch geübte Person intuitiv, einzig die umfangreichen Routingmöglichkeiten sorgen anfangs und vielleicht in etwas hektischeren Situationen für Verwirrung. Hat man seine Grundeinstellung gefunden, fasst man das in der Praxis aber selten an.
Ich würde dieses Pult wieder kaufen, also eine klare Kaufempfehlung.

Für den kleineren Geldbeutel gibt es auch den kleinen Bruder UFX 1204. Dieser ist technisch gleich, hat aber nur 4 Monoeingänge, einen Effektprozessor und einen Aux. Ferner sind die Kanalfader nur 60 mm, der Master ist aber 100 mm.

Kleiner Tipp am Schluss

Mir geht es gehörig auf den Zeiger, bei Gigs immer mit Lassoband oder Gaffa (autsch!) die Kanäle zu beschriften. Erstens sieht es einfach bescheiden aus und zweitens hinterlassen so manche Klebebänder hässliche Rückstände.

Daher habe ich mir im gut sortierten Bürofachhandel Magnetbänder* besorgt. Diese kann man entweder direkt mit einem dünnen Edding beschriften, oder mit einem Beschriftungsgerät mit häufig verwendeten Bezeichnungen vorbelegen. Auf entsprechende Länge (Kanalbreite) geschnitten, lassen sie sich bei jedem Mischpult mit Metallgehäuse flexibel und schick am jeweiligen Kanal platzieren.
Das sieht gut und professionell aus und hilft, den Überblick zu behalten.

Beschriftung mit Magnetbändern, Foto: Patti Kafurke, PattiArts
Beschriftung mit Magnetbändern, Foto: Patti Kafurke, PattiArts

Die Beitragsfotos werden freundlicherweise zur Verfügung gestellt von: Patti Kafurke, PattiArts

Über den Autor

Markus Kafurke
Markus Kafurke, Baujahr 1971, ist seit seinem 13. Lebensjahr im Bereich Tontechnik aktiv. Erst als Roadie der Band seines Schwagers, dort lernte er vom Tontechniker der Band die ersten Grundlagen. Mit 17 zum Rundfunk gestoßen, hier mehrere Jahre Moderator und Techniker im "Bürgerfunk" bei Radio Bonn-Rhein-Sieg. Zunächst autodidaktische Weiterentwicklung, später von erfahrenen Toningenieuren und Tonmeistern bei der Bundeswehr in der Informations- und Medienzentrale der Bundeswehr viel gelernt und dort als Redakteur, Sprecher und Techniker an Produktionen zur Truppeninformation (Fernseh- und Rundfunksendungen) sowie CD-Produktionen der Big-Band der Bundeswehr mitgewirkt. Diverse FOH-Einsätze bei verschiedenen Bands sowie Stadtfesten, Konferenzen, Versammlungen. Spezialgebiet Sprachbeschallung und ELA (100-Volt-Technik).