Die Fifa Fußball- Weltmeisterschaft 2018 in Russland steht vor der Tür. Doch bevor das Eröffnungsmatch zwischen Gastgeber Russland und Saudi Arabien am 14. Juni im Moskauer Luzhniki Stadion stattfindet, muss noch schnell das örtliche Public Viewing geplant werden. Wir geben einen kurzen technischen Überblick, damit ihr schnell Jogis Jungs auf der Matschscheibe genießen können.
die richtige Matschscheibe
Natürlich steht an erste Stelle die Wahl des Bildwiedergabegerätes. Bewusst schreiben wir hier dieses schöne abstrakte Wort. Der Markt bietet eine vielzahl von Lösungen. Fangen wir mit einer klassischen Lösung an: Leinwand* und Beamer*. Einfache Komponenten und relativ schnell einsatzbereit. Die Leinwand ist einfach gespannt und benötigt keinen großen Aufbau. Zur Not tut es hier auch eine große weiße Hauswand. Natürlich sind hier Qualitätseinbußen hinzunehmen. Auch der Beamer lässt sich einfach einrichten und braucht eventuell nur eine kleine Podesterie. Jedoch ist hier zu beachten, dass die Spiele teilweise um 15 Uhr deutscher Zeit beginnen, wir haben also im besten Fall strahlenden Sonnenschein. Für Projektionen ein Killer. Auch wenn wir leistungsstarke professionelle Beamer im Twinpack betreiben, werden wir hier nicht gegen die Sonne ankommen. Besonders wenn diese die Projektionsfläche direkt trifft. Abhilfe schafft hier eine Abkaschung der Projektionsfläche, sowie eine rückwärtige Projizierung. Vereinzelnd sieht man hier die Cubes von Biggair. Ein Luftwürfel, der schnell aufgebaut ist und einigermaßen, bei richtiger Ausrichtung, tageslichttauglich ist. Für frühe Spiele ist die Beamerlösung bei Outdoor- Public Viewing also eine Herausforderung.
Displays und Fernseher
Eine weitere Möglichkeit sind Displays. Entweder professionelle Displays oder auch handelsübliche Fernsehgeräte*. Für größere Gruppen sollten hier Geräte mit Bilddiagonalen von 55” und aufwärts betrachtet werden. Gerade bei Fernsehgeräten sind hier in den letzten Jahren die Preise deutlich gefallen. Je nach Personenanzahl empfiehlt es sich, mehrere Displays aufzustellen, um jeden Zuschauer einen guten Blick auf das Spiel zu gewähren. Wichtig hierbei ist jedoch darauf zu achten, dass alle Geräte synchron laufen, sprich von einer Signalquelle gespeist werden. Sonst bündeln sich die Zuschauer dann doch wieder um den “schnellsten” Fernseher. Wie sieht’s mit Sonnenlicht aus? Auch hier sollte bei der Aufstellung darauf geachtet werden, dass die Sonne nicht direkt auf das Display scheint. Die Geräte leuchten zwar selbst, aber gerade Konsumerfernseher sind oft mit Hochglanzdisplays versehen, die extrem spiegeln können. Wir kennen das Problem, vom Smartphone in der Sonne. Matte Displays mit einer hohen Leuchtdichte können hier weiterhelfen. Im Vergleich zur Beamerlösung sind Displays bei Tageslicht- Outdoor- Nutzung auf jeden Fall eine bessere Wahl. Und Größen bis 75” bei Konsumerfernsehern* sind auch keine Seltenheit mehr.
Eine Nummer Größer: LED- Panels
Bei kleineren Veranstaltungen ist es schon ein bisschen Luxus auf eine LED- Wand mit kleinem Pixelpitch zu setzen. Der Vorteil sind natürlich die stark selbstleuchtenden Pixel. Auch bei direkter Sonneneinstrahlung können wir das Bild immer noch erkennen. Bei großen Bildflächen kommen wir um die modulare LED- Technik nicht mehr herum. Heute können wir riesige Wände bauen, damit tausende Besucher das Bild sehen können. Im Vergleich zu Beamer und Display ist hier jedoch ein höherer Aufwand nötig. Sei es beim Aufbau oder bei einer schnellen Fehlersuche. Ein fähiger Techniker sollte auf jeden Fall dabei sein. Auch die Kosten spielen in einem anderen Rahmen. Je nach Größe, Aufbau und Pixelpitch variieren diese. Relativ schnell aufgebaut und einsatzbereit sind LED- Anhänger oder -Trucks, die die Wand ausfahren können. Viele dieser mobilen Fahrzeuge haben auch eine Satellitenschüssel* installiert. So fällt dieser zusätzliche Aufwand schon einmal weg.
Zum Bild gehört auch Ton
Egal welche Bildwiedergabevariante gewählt ist, auch der Ton gehört dazu. Nur auf eingebaute Lautsprecher zu setzen, wäre beim Public Viewing fatal. Zumal diese Möglichkeit nur bei Fernsehgeräten bestünde. Eine Beschallungsanlage, angepasst an die Location und Publikumsanzahl ist also ein Muss. Das kann ein einfaches Zwei- Wege- System bei einem 65”- Monitor sein, aber auch eine Line Array- Installation bei einer großflächigen LED- Wand. Gerade bei LED- Wänden sollte ein Auge auf den Bild- Ton- Wiedergabeversatz geworfen werden. Das Processing für die Wand kann je nach Qualität des verwendeten Prozessors gerne mal ein paar Frames kosten. Mit einem Delay im Audioweg kann man so vorgezogenen Jubel aus dem Stadion vermeiden.
Woher bekomme ich das TV- Signal?
Da unsere deutschen öffentlich- rechtlichen Sender ARD und ZDF die Spiele übertragen, haben wir viele schnell zugängliche Wege, um die Sender zu empfangen. Die Frage aller Fragen jedoch: “Wer jubelt zuerst?” Je nach Übertragungsart gibt es verschiedene Verzögerungen. Generell können wir sagen: Umso mehr Signalverarbeiter in der Kette hängen, desto länger dauert die Übertragung bis zu unserem Gerät. Die Nase vorn hat der Satellitenempfang. Hier kommt das Programmsignal direkt aus Frankfurt bzw. Mainz über den Himmel zu uns. Dicht gefolgt von DVB-T2. Die Verzögerung ist minimal im Vergleich zur Satellitenübertragung. Jedoch ist die terrestrische Übertragung nicht flächendeckend verfügbar. Zuschauer, die auf Kabelanschlüsse und IP-TV setzen, sind klassische Spätjubler. Vier bis zehn Sekunden Delay im Vergleich zum Satellit sollten einkalkuliert werden. Wer auf Streaming setzt, kann sich auf Verzögerungen bis zu einer Minute einstellen.
Für Public Viewing bietet sich also der Signalempfang per Satellit an. Standortunabhängig kann das Signal, bei freier südlicher Sicht in den Himmel, schnell abgegriffen werden. Ist DVB-T2 verfügbar, kann ein Receiver* als Havarie verwendet werden. Kabel oder Streaming können als weitere Backup- Signalquellen vorgehalten werden. So könnt ihr bei dicken Wolken und schwachem Satellitensignal direkt wechseln und seid der König, wenn eure Screens nicht schwarz werden.
Was gibt es noch zu beachten?
Zwei Dinge, die nicht technisch sind, jedoch auch dazu gehören: Gemaanmeldung und Fifa- Lizenz beantragen. Die Gema bietet zur Fußballweitmeisterschaft wieder einen Sondertarife für Public Viewingveranstaltungen an. Hier gibt es Unterscheidungen zwischen Public Viewing mit und ohne Veranstaltungscharakter, sowie Größenabstufungen. Mehr Informationen und Anmeldeformulare gibt es auf der Seite der Gema.
Auch bei der Fifa muss eine Lizenz beantragt werden. Über das Onlinecenter können die Richtlinien abgerufen werden und eine Bewerbung abgegeben werden. Auch hier ist es abhängig, wie das einzelne Public Viewing gestaltet wird. Mehr dazu gibt es auf der Fifaseite.
Das war unser kleines einmaleins zur Public Viewing Vorbereitung. Damit sollte der letzten und spontanen Planung nichts mehr im Wege stehen. Habt ihr noch weitere Fragen, dann ab damit in unsere stage223- Facebookcommunity!
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