Wie richte ich mich als Eventdienstleister am Markt aus? – Positionierung, Angebot, Mitbewerber

Wie richte ich mich als Eventdienstleister am Markt aus?Wie richte ich mich als Eventdienstleister am Markt aus?

Am Anfang steht die Idee: „Ich kann etwas gut, warum nicht damit Geld verdienen?“ Das Hobby zum Beruf machen, frei nach dem Motto: Wer seinen Job liebt, braucht nie mehr zu arbeiten.

Also ab aufs Gewerbeamt, ein Kleingewerbe angemeldet und zuhause eine Homepage von einem Web-Dienstleister zusammengebaut. Eine Facebook-Seite darf natürlich auch nicht fehlen. So oder so ähnlich sind doch viele von uns zu ihrem Job gekommen. Der ein oder andere hat wahrscheinlich vorab schon den einen oder anderen Job im Freundeskreis für einen zugesteckten fuffi übernommen und dann beschlossen das ganze professionell zu machen.

Völlig egal wo und wie man angefangen hat: früher oder später kommt wirklich jeder an den Punkt dass man merkt: irgendwie hat man das Rad nicht neu erfunden und die Kunden rennen einem – völlig unverständlicher weise – nicht die Bude ein.

Klar, es ist toll, wenn einem der Job Spaß macht. Aber Geld zu verdienen sollte im Besten Fall nicht optional sein. Zumindest bei denen unter uns, die auch ihren Hauptjob an den Nagel gehängt haben. Was also tun? Facebook-Seite, Homepage, es ist doch alles da? Vielleicht nochmal den Freundeskreis einladen die eigene Facebook-Seite zu liken? Oder noch eine Anzeige auf eBay Kleinanzeigen erstellen?

Spätestens jetzt fangen die meisten an sich Gedanken über ihren Businessplan zu machen. Wie soll das Marketing aussehen? Wie sieht eigentlich mein Angebot aus? Und hier kommen wir zum Thema dieses Blog-Beitrags:

Wie positioniere ich mich eigentlich auf dem Markt?

Die wenigsten von uns erfinden das Rad neu. Sie machen einfach ihren Job super gerne und daher möglicherweise besser als andere. Aber reicht das? Oder muss man sich vielleicht breiter aufstellen? Hier kann man oft unterschiedliche Wege betrachten: die, die ihr Angebot schärfen und verfeinern und die, die sich breiter aufstellen. Mehr machen als der Mitbewerber heißt bei dieser Variante die Devise. Der Hochzeits-DJ bietet noch die Technik mit an, der Veranstaltungstechniker bietet Mobiliar mit an, der Möbel-Vermieter kann sich jetzt auch um dein Catering kümmern und der Caterer wird zum Eventmanager und plant dir direkt das ganze Event.

Offenbar reicht die ursprüngliche Idee nicht aus denn es mangelt an Umsatz, Gewinn, Kunden oder Auslastung – oder allem zusammen. Ich möchte gleich vorweg klären: das soll kein Beitrag werden der sich gegen die Erweiterung des Geschäftsfeldes stellt. Viele Anbieter tun das ja. Die Frage jedoch ist immer die: warum tue ich das? Agiere ich aufgrund von Mangel, da ich befürchte mit meinem ursprünglichen Angebot nicht meine persönlichen Ziele zu erreichen? Oder agiere ich aus einem Context der Fülle, in dem ich mich neben meinem attraktiven Hauptgeschäft nach weiteren Verdienstmöglichkeiten umsehe oder die Anfragen und Bedürfnisse meiner Kunden noch mehr bedienen kann?

Gerade bei jungen Unternehmen ist es wichtig Profil zu schärfen. Von meinem Mentor erhielt ich damals folgende Metapher mit auf den Weg:

Die Metapher vom Baumstumpf und dem Nagel.

Der Markt ist wie ein Baumstumpf. Wenn du ihn mit deinem Angebot durchdringen möchtest bedarf es keinen Vorschlaghammer mit viel Kraft. Es reicht ein kleiner Spitzer Nagel oder eine scharfe Axt. Je breiter dein Angebot ist desto mehr Kraft benötigst du um den Markt zu durchdringen. Je Spitzer und feiner, desto weniger Kraft benötigst du.
Und wenn du dein Angebot extrem breit aufstellst wie zum Beispiel eine Glasscheibe, dann zerschellst du in 1000 Stücke am „Markt“.

Was mir erstmal wichtig ist: die Ansicht ist nicht „die Wahrheit“ sie ist eine Möglichkeit wie man Dinge sehen kann und sie ist auch der Weg, den ich bevorzuge. Es ist also vollkommen in Ordnung das anders zu sehen und zu machen oder sogar zu behaupten ich erzähle vollkommenen Blödsinn. Ich bin immer daran interessiert andere Wege und Erfolgsgeschichten kennen zu lernen.

Nachdem das geklärt ist: Zurück zur Metapher 😉

Was bedeutet dies nun für uns?

Je feiner und „einfacher“ unser Angebot für den Markt ist, desto einfacher ist es für uns, uns dort zu positionieren. Je breiter und umfangreicher desto schwerer. Einmal im Markt angekommen und entsprechend etabliert ist es aus einer starken Position heraus leichter sich zu erweitern und breiter aufzustellen. Aber eben erst dann. Alle erfolgreichen Unternehmen haben mehrere Standbeine. Die wenigsten schaffen es sich von Anfang an zu etablieren wenn man breit aufgestellt wird. Denn: Um Als DJ auch Veranstaltungstechnik anbieten zu können benötige ich auch entsprechende Ausbildung, Material und Erfahrung um es professionell anbieten zu können. Um als Veranstaltungstechniker auch Mobiliar anbieten zu können reichen nicht ein paar Stühle. Sofern wir also den Anspruch haben professionell zu arbeiten müssen wir über entsprechendes Kapital und Zeit verfügen um diesen Bereich auszubauen. Das bedeutet für uns mehr Zeit und mehr Geld einzusetzen als dann, wenn wir uns nur auf unser Kernangebot konzentrieren. Wenn wir jedoch an unserer Marktposition arbeiten und uns etablieren und dann über genügend Zeit UND Geld verfügen können wir in kürzerer Zeit und weniger Kraftanstrengung unser zweites Standbein aufbauen.

Was aber tun wenn unser erster Plan auf einmal ins stocken kommt?

Wenn wir nicht die Aufträge, Umsätze oder Gewinne haben die wir erhofft haben?
Es klingt eigentlich einfach. Aber von dem was ich den letzten Jahren gerade bei jüngeren Menschen mitbekomme ist es das anscheinend nicht. Wir müssen uns kritisch selbst reflektieren.

  1. Ist das, was ich hier mache das, was ich machen möchte?
  2. Was ist mein Ziel?
  3. Was sind die Bedingungen die ich erfüllen muss um dieses Ziel zu erreichen?
  4. Habe ich alle Bedingungen ausnahmslos zu 100% erfüllt?
  5. Wenn nein, was hindert mich daran? Was ist meine Rechtfertigung?
  6. Habe ich freie Zeit? Wenn ja, warum habe ich diese nicht zur Erfüllung oben genannter Bedingungen genutzt?
  7. In welcher persönlichen Überzeugung über mich, den Markt, meine Mitbewerber, das Leben, bestätigt dieses Ergebnis?
  8. Will ich das, was ich mache, wirklich machen?
  9. Haben es andere geschafft? Warum ich nicht?

Erst wenn ich mir über diese Dinge klar bin kann ich entscheiden, wie und ob ich weitermache. Für mich persönlich war aufhören nie eine Option. Egal mit welchen Umstände und Herausforderung Krisen ich konfrontiert wurde, mir ist immer ein Satz im Kopf den ich ebenfalls von meinem Mentor erhalten habe:

Hör erst auf, wenn du eine Sache zum Erfolg gebracht hast.

Wie man das handhabt darf natürlich jeder selber entscheiden und es ist auch keine Schande wieder einen anderen Weg zu gehen oder, wie bereits oben beschrieben, das ganz anders aufzuziehen.

Abschließend zum Thema Positionierung ist mir noch ein Thema wichtig, welches ich öfters mit Freunden oder Kollegen bespreche, die sich selbstständig machen wollen:

Sicherheitsnetz oder 100% Risiko?

Wie richte ich mich als Eventdienstleister am Markt aus?

Mit anderen Worten: 100% selbstständig oder Nebenberuflich arbeiten?

Wenn ich mit Freunden, Kollegen, Bekannten über Selbstständigkeit spreche höre ich oft ähnliche Aussagen wie diese:

„Ich hab eine tolle Idee, mit der ich mich selbstständig machen möchte. Aber dazu werde ich meinen Hauptjob auf 75% (hier beliebige Zahl einfügen) reduzieren. So kann ich immer noch meine Rechnungen bezahlen und alles was ich mit meinem Gewerbe verdiene ist dann mein Bonus.“

Auch hier möchte ich wieder ganz klar sagen: Es gibt kein richtig und kein falsch. Meine Meinung ist nicht „die Wahrheit“. Sie ist EINE Wahrheit. Wenn ich jedoch so eine Aussage höre ist meine Antwort die folgende:

  1. Glaubst du nicht, dass du mit deinem Nebengewerbe ausreichend Geld erwirtschaften kannst um davon sicher leben zu können? Wenn ja, warum machst du es dann nicht? Wenn Nein, warum machst du es dann überhaupt?
  2. Denk daran, dass du das eingenommene Geld auf jeden fall versteuern musst wenn du auch einnahmen aus einem Hauptjob hast. (50% beiseite legen)
  3. Wenn du damit irgendwann einmal deinen Lebensunterhalt verdienen möchtest: Wer denkst du gibt mehr für seine Leistung? Der Artist mit Sicherheitsnetz oder der ohne doppelten Boden?

Ich hoffe, hier ein paar inspirierende Ideen vermitteln zu können und möchte auch am Ende noch einmal betonen: Es gibt nicht DEN richtigen Weg. Nichtmal Qualität ist ein Garant für Erfolg (er erhöht nur die Chancen). Und natürlich muss und kann nicht jeder selbstständig sein. Es ist auch vollkommen okay einen geilen Job zu haben und Nebenbei etwas dazu zu verdienen.

Egal für welchen Weg man sich entscheidet: Mach das, in dem du richtig gut bist und mach es nicht umsonst.

Über den Autor

Patrick Fischer
Mein Name ist Patrick Fischer, ich bin Inhaber von Dosoni Veranstaltungstechnik aus der Nähe von Stuttgart. Meinen ersten Kontakt zu Veranstaltungstechnik hatte ich in einem "Zirkus-Camp" bei dem ich im Alter von 9 Jahren die Lichttechnik steuern durfte (damals noch ausschließlich PAR-Lampen). Das Erlebnis, ich drücke einen Knopf und woanders passiert etwas begeistert mich bis heute. Ich bin 29 Jahre alt und habe seit meinem 13. Lebensjahr, wie viele in unserer Branche, meine ersten Erfahrungen mit Licht und Ton in der Schule gesammelt. Eine VT-AG gab es erst nach meinem Abschluss. Bis dahin haben wir auf eigene Faust Schulmusicals und Abschlüsse betreut. Nach der Schule absolvierte ich eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann, arbeitete als solcher 5 Jahre und war gleichzeitig nebenberuflich in der Technik tätig. 2013 reduzierte ich meinen Hauptjob auf 50% und bereitete mich auf meine Externenprüfung zur Fachkraft VT vor. Diese absolvierte ich und mache mich damit Anfang 2014 100% selbstständig. Heute habe ich mehrere Festangestellte und Firmenfahrzeuge sowie einen umfangreichen eigenen Mietpark mit dem wir über 300 Veranstaltungen im Jahr mit unserer Technik ausstatten. Nachwievor bin ich auf fast allen Aufträgen mit vor Ort und immer noch begeistert es mich wenn ich an meinem Pult einen Knopf drücke und auf der Bühne passiert etwas.